Mein Träumchenteleskop.....
in Stacking: Astrofotografie 07.05.2020 04:19von Rheinweib • Administratorin | 5.144 Beiträge
Hallo Sternenfans,
da ich ja ein bisschen (final) aufgerüstet habe, und als der Himmel verlockend klar war, musste ich den
Versuch wagen, trotz des dicken Vollmonds.
Der Irisnebel bei voller Mondbeleuchtung gegenüber mit meinem neuen "big-Apo".
Habe mit einen Traum erfüllt und einen TS Photoline 102/714 gekauft (dauert aber noch drei Jahre, bis
er mir gehört - egal ). Das ist der zweite Versuch mit dem Geschoss, mit der Asi 183. Eigentlich
wollte ich nur mal testen, ob ich einen Flattener brauche, oder nicht.....Fazit, ich brauch keinen. Was sollte
ein selbiger am Bildrand noch besser machen? Die ganz leichte Verzerrung ganz außen kann man leicht
korrigieren. Das da allerdings, ob des Vollmondes, ein so erstaunlich gutes Bild bei rauskommt, damit hatte
ich nicht gerechnet, hab mich aber sehr gefreut, muss ich zugeben.
OK, die feinen Staubwolken kommen nicht durch, das können sie auch nicht bei der dicken Funzel am
Himmel, aber das Ergebnis ist schon beachtlich.
Objektiv: TS 102/714 Photoline Apo
Belichtung: 84 x 120 Sek, keine Darks, Flats ect., geguidet mit PHD2 und gedithert mit SharpCap+PHD2
Kamera: Zwo Asi 183 Color ungekühlt
Montierung: Celestron Advanced VX
LG
Heike
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Mögen täten wir schon wollen, aber dürfen haben wir uns nicht getraut...….
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RE: Mein Träumchenteleskop.....
in Stacking: Astrofotografie 07.05.2020 09:00von Soki • | 204 Beiträge
Hallo Heike,
erstmal Glückwunsch zu deinem neuen Schätzchen:) Das Bild gefällt mir außerordentlich gut, wenngleich ich mich mit Astrofotografie garnicht auskenne. Dürfte ich fragen, wie viel Zeit es benötigt, so ein Bild zu erstellen (Setup vorbereiten / ausrichten, Aufnahmen machen, Bildbearbeitung etc.)?
Wie bist du eigentlich zur Astrofotografie gekommen? War es das allgemeine Interesse oder eine neue Herausforderung? Das ganze finde ich jedenfalls hoch interessant.
Vielen Dank fürs Zeigen:)
beste Grüße,
Simon
insta: micro_and_macro_life
RE: Mein Träumchenteleskop.....
in Stacking: Astrofotografie 07.05.2020 14:45von Rheinweib • Administratorin | 5.144 Beiträge
Hallo Simon,
in den Himmel geguckt hab ich schon als Kind sehr gerne, meine ersten Teleskope konnte man allerdings
nicht als solche bezeichnen, das war eher Spielzeug aber ich kann es meinen Eltern nicht verübeln, sie
konnten ja nicht wissen, dass das Interesse lebenslang bleibt. Ich würde einer 10jährigen auch kein Apo
für dickes Geld kaufen . Da ich ja auch fotoverrückt bin, kam irgendwann der Wunsch auf, das gesehene
auch mal zu fotografieren. Erst der Mond, dann die ersten Planetenversuche, die wirklich sehr schlecht
waren. Mein erster Saturn sah aus wie der berühmte "Klumpen mit Henkel", aber ihn das erstemal live
durchs Teleskop zu sehen, wenn auch sehr klein, das vergisst man nie. Der Anblick ist unbeschreiblich.
Von Deep Sky Aufnahmen war ich zu der Zeit (etwa vor 8 Jahren) noch Lichtjahre entfernt, im wahrsten
Sinn des Wortes. Das änderte sich erst, seit ich hier wohne, habe einen nicht überdachten Ostbalkon
und einen guten Landhimmel. Und so kam eins aufs andere, seit dem habe ich sehr viel gelernt und viele
graue Haare bekommen . Wenn man sich bei der Astrofotografie auf eins verlassen kann, dann ist
es das: wenn ein Problem gelöst ist, dann stehen schon zwei neue in der Warteschleife.
Du fragst, wie lange das dauert? Ok, mein Stativ steht fix auf dem Balkon, da brauche ich nur den
Montierungskopf draufsetzten, der ist aber derzeit auch draußen, natürlich abgedeckt, im Winter kommt
der aber rein. Die ganze Einrichterei mit Kabeljedöns, Teleskop aufsatteln, ausbalancieren, die Einnordung
checken, den Autoguider anschließen dauert etwa 15 Minuten.
Dank GoTo findet die Montierung das Ziel meistens recht schnell, wenn man ein gescheites Alignment
macht. Dann wird belichtet, je nach Objekt sehr lange. Mond und Planeten werden gefilmt und dann gestackt,
das geht ziemlich flott, aber bei Deep Sky ist Geduld gefragt.....viiiiel Geduld, sowohl was den ganzen technischen
Kram angeht, wie das belichten selber.
Meine längste Belichtung bis jetzt waren über 6 Stunden, verteilt auf zwei Nächte. Beim Irisnebel waren es
168 Minuten, verteilt auf 84 x 120 Sek.
Da ich mir inzwischen einen Standardworkflow bei der EBV zurecht gebastelt habe, dauert das nachbearbeiten
nicht mehr sehr lange, vielleicht ne halbe Stunde.
So sieht das Ding aus:
Freut mich sehr, das Dir mein Vollmond-Irisnebel gefällt.
LG
Heike
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RE: Mein Träumchenteleskop.....
in Stacking: Astrofotografie 07.05.2020 15:57von Soki • | 204 Beiträge
Hallo Heike,
dann hast du ja das Interesse an Astronomie 🔭 🪐 schon früh entwickelt:)
Ich kann mir vorstellen, wie beeindruckend das ganze sein muss. Ich selbst habe leider noch nie durchbringen Teleskop in den Himmel geschaut.
Das mit deiner jetzigen Wohnung ist natürlich ein totaler Glückstreffer. Das scheint ja überhaupt mal die Grundvoraussetzung für alles weitere zu sein.
Von deinem Workflow her scheint das ganze deutlich aufwendiger zu sein, als das beim Stacken von Insekten der Fall ist. Ist bestimmt auch doof, wenn einem bei den langen Belichtungszeiten etwas dazwischen funkt. Mehrere Stunden ist ja schon ne Hausnummer, da ist man beim Auswerten bestimmt nervös;)
Das Teleskop sieht ja richtig toll aus! Aus welchen Komponenten setzt sich der Aufbau zusammen?
Ich bin schon gespannt auf neue Bilder!
Danke für deine Aufklärung:)
beste Grüße,
Simon
insta: micro_and_macro_life
RE: Mein Träumchenteleskop.....
in Stacking: Astrofotografie 07.05.2020 16:22von Rheinweib • Administratorin | 5.144 Beiträge
Hi Simon,
meinste du das ganze Gebilde? Das ganze steht auf einem sehr soliden Dreibeinstativ, darauf sitzt der
Montierungskopf, der alles steuert. Die Art Montierung nennt man parallaktische, oder deutsche Montierung,
dann gibt es noch die azimutale Montierung, die funktioniert ähnlich einem Kamerastativ, sie kennt nur links,
rechts, oben unten, während die parallaktische Montierung auf die Polachse der Erde ausgerichtet ist, bzw.
wird. Hier sind es 52° (Breitengrad).
Darauf sitzt das Teleskop, am Teleskop ist ein Leuchtpunktsucher und ein kleines Telesköpchen (50mm Öffnung,
180mm Brennweite) befestigt, das kleine dient als Guider. Man richtet das ganze auf sein Ziel aus und dann
guckt man mit der Guidingsoftware, ob das kleine Röhrchen einen brauchbaren Leitstern gefunden hat, bei
der Brennweite ist eigentlich immer einer da. An diesem Röhrchen ist eine kleine Cam angeschlossen.
Wenn das guiding läuft, dann lässt die Software (PHD2) diesen Leitstern nicht mehr aus den "Augen", sie schickt
Korrekturbefehle an den Montierungskopf, falls der Stern das wandern anfängt, damit das ganze immer exakt
ausgerichtet bleibt. So sind Belichtungszeiten von mehreren Minuten möglich, ohne guiding ginge das nicht, da
jede Montierung den periodischen Schneckenfehler ausweist, und dieser wird durch das guiding ausgeglichen.
Auch eine allgemeine Ungenauigkeit der Montierung oder eine nicht so dolle Polausrichtung wird dadurch, im
Rahmen der Möglichkeiten, ausgeglichen.
Die beiden Cams, also die Hauptaufnahme-Cam und die Guidingcam werden dann an einen Läbby angeschlossen,
mit der jeweiligen Software verheiratet und los geht die wilde Fahrt
Klingt ziemlich kompliziert? Isses auch , aber wenn man das einmal verinnerlicht hat, dann geht das ganze
mit Übung recht leicht von der Hand.
Du hast vollkommen Recht, wenn dann irgendwo auf einmal Licht angeht, oder der Bauer von Gegenüber mitten
in der Nacht mit seinem Trekker mit Stadionbeleuchtung heim kommt, dann kann es schonmal zu unkontrollierbaren
Wutausbrüchen kommen. Diese scheiss Skybeamer sind bei uns Sternenguckern auch seeeehr "beliebt". Das ganze
ist ein bisschen beten, das alles gut geht.
Ich hoffe, etwas Licht ins dunkel gebracht zu haben.
LG
Heike
Hier mal bei Tageslicht mit Beschreibung
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RE: Mein Träumchenteleskop.....
in Stacking: Astrofotografie 07.05.2020 19:36von Soki • | 204 Beiträge
Sapperlot, Heike!
Das ist ja noch viel komplexer, als ich gedacht habe. Sich in die Materie einzuarbeiten scheint sehr aufwendig zu sein. Das in Kombination mit den notwendigen Anschaffungen bilden natürlich eine ziemliche Anfangshürde für Interessierte.
Vielen Dank fürs Zeigen, das ist total interessant! Vor allem das kleine Guidingteleskop ist ja toll.
Dann warte ich mal gespannt auf neue Aufnahmen mit deinem Schätzchen:)
beste Grüße und vielen Dank für die bildliche Erklärung,
Simon
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RE: Mein Träumchenteleskop.....
in Stacking: Astrofotografie 07.05.2020 21:29von Rheinweib • Administratorin | 5.144 Beiträge
Gern geschehen
Aber für interessierte Anfänger geht es auch ne ganze Nummer kleiner. Da gibt's es sogenannte Startracker, wie
den Star Adventurer von Skywatcher oder den Skyguider/Tracker von Ioptron. Die Dinger machen großen Spaß
mir relativ wenig Aufwand. Einfach nur waagerecht aufstellen und einnorden, die DSLR mit einem Objektiv der
Wahl drauf und ab geht's. Auch damit kann man schon sehr beeindruckende Einsichten gewinnen, ohne gleich das
ganz große Besteck aufzufahren. Diese kleinen Dinger sind vollwertige parallaktische Montierungen, nur "etwas" kleiner.
Ich hatte schon viel Spaß mit meinem Star Adventurer.
Für die ersten, nachgeführten Schritte am Himmel ist so ein Ding sehr zu empfehlen und man geht bei der Anschaffung
auch nicht pleite .
LG
Heike
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RE: Mein Träumchenteleskop.....
in Stacking: Astrofotografie 07.05.2020 22:37von stekki • | 2.935 Beiträge
Heike, bei Deinen Erzählungen juckt es mich schon in den Fingern.
Würde gerne mein Takahashi FS 102-820 Refraktor an der Skywatcher H-EQ5 Pro Synscan Montierung in Aktion sehen... muss mich aber noch gedulden, bis das Haus komplett fertig ist.
So wie ich das sehe, fehlt dem Refraktor noch einiges Zubehör... aber Du wirst mich sicher gut beraten.
VG Ekkehard
RE: Mein Träumchenteleskop.....
in Stacking: Astrofotografie 07.05.2020 23:08von Rheinweib • Administratorin | 5.144 Beiträge
Ekki, immer langsam mit den jungen Pferden, gelle. Wenn Du anfängst, dann mach es erstmal in
kleinen Stil, nicht gleich alles aufsatteln und loslegen, das geht 100%tig schief. Über diverses Zubehör
wie einen Guider und so kannst Du Dir nen Kopf machen, wenn Du alles soweit im Griff hast, und das
wird ein bisschen dauern, das garantiere ich.
Für die ersten Versuche würd ich Dir dringend zur kürzesten Brennweite raten, die Du hast. Auch das
Alignment will erstmal gelernt sein, ist aber machbar . Das Stellarium ist da seeeehr hilfreich. Ich
kenne zwar die Alignmentroutine der H-EQ5 nicht, aber sie kann sich nicht so sehr von denen der anderen
Hersteller unterscheiden.
Für mich ist das Zubehörteil Leuchtpunktsucher von elementarer Wichtigkeit. Viele machen das auch mit
einem Sucherfernrohr, aber das verkompliziert die Sache noch zusätzlich, weil das Bild ja seiterverkehrt
und kopfstehend wiedergegeben wird. Hol Dir so ein Ding, besser kannst Du ca. 25 Euro nicht investieren.
Alle meine Teleskope haben einen, ohne geht bei mir garnix. Man sieht 1:1 den angepeilten Stern, das linke
Auge sieht den Stern am Himmel, das rechte den Leuchtpunkt.....dann die Montierung dahinfahren, und es
passt (der muss natürlich am Tag mit dem Teleskop synchronisiert werden) einfacher und komfortabler geht's
nicht. Wenn Zubehör, dann sowas .
Und wenns den nirgendwann soweit ist, dann geb ich mein bestes, Dir zu helfen.
LG
Heike
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RE: Mein Träumchenteleskop.....
in Stacking: Astrofotografie 08.05.2020 16:14von Rheinweib • Administratorin | 5.144 Beiträge
Hi Simon,
ja, das ist es auf alle Fälle. Ich würde Dir da zum Star Adventurer von Skywatcher raten, auch wenn
der Polsucher nicht beleuchtet ist. Entweder kauft man sich die passende Leuchte, oder man nordet
in der Dämmerung ein, beides geht gut.
Je nach dem, was Du dann draufpacken würdest, wäre das "Pro-Pack" ratsam. Da ist ein Gegengewicht
mit Stange und die Schiene mit dabei. Wenn Du nur Weitwinkelsachen machen wollen würdest, dann
würde der Kopf mit Polhöhenwiege reichen, aaaaaaber…….man will dann schnell mehr , dann kommt
irgendwann mal ein Teleobjektiv dran usw.
Mit dem Pro-Pack, also mit Gegengewicht usw. trägt der Star Adventurer 5 Kilo Nutzlast, das ist schon
ne Menge. Müssteste dann gucken, was Deine Kamera + Objektiv wiegt.
Aber Vorsicht, das ganze hat großes Suchtpotential
@Ekki
In Sachen Zubehör gibt es einen kleinen Artikel, der unverzichtbar ist, ne Stirnlampe mit Rotlichtfunktion.
Man hat beide Hände frei und die Dunkeladaption der Augen wird nicht ruiniert. Sehr zu empfehlen.
LG
Heike
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RE: Mein Träumchenteleskop.....
in Stacking: Astrofotografie 08.05.2020 17:43von stekki • | 2.935 Beiträge
Zitat von Rheinweib im Beitrag #11
@Ekki
In Sachen Zubehör gibt es einen kleinen Artikel, der unverzichtbar ist, ne Stirnlampe mit Rotlichtfunktion.
Man hat beide Hände frei und die Dunkeladaption der Augen wird nicht ruiniert. Sehr zu empfehlen.
So eine Stirnlampe(n) Petzl habe schon von meinen Bergtouren seit Jahrzehnten... auch mit Rotlicht.
VG Ekkehard
RE: Mein Träumchenteleskop.....
in Stacking: Astrofotografie 09.05.2020 15:51von Rheinweib • Administratorin | 5.144 Beiträge
Hallo Alfred,
das siehst Du in der Tat falsch. Erstens haben die Sterne sehr unterschiedliche Größen, das geht von
weissen Zwergen bis zu roten Überriesen, wilden jungen blauen oder Doppelsternen, die für uns wie
ein Stern aussehen....usw. Sogar der Polarstern ist eigentlich zwei...….
Dann sind die ja auch noch sozusagen "nach hinten" verteilt, also in der Tiefe und dann bedenke die
lange Belichtungszeit von mehreren Stunden.
Ein weiterer Faktor ist das Seeing. Wenn es schlecht ist, dann werden aus ohnehin schon großen Sternen
noch größere, weil die sich bewegende Lufthülle die Sterne während der Belichtung verschmiert und so
zu dicken Bobbels ausbläst. Da kann man herzlich wenig gegen machen.
Ichhoffe, ein bisschen Licht íns dunkel gebracht zu haben.
LG
Heike
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