Lackierte Insekten?
in Für Einsteiger und Ratlose: Typische Fehler und Stacking-Effekte 10.10.2020 13:54von Olaf TK •

Ein Hallo an das Forum.
Seit einiger Zeit lese ich hier interessiert mit und wende mich jetzt, da mir die Ideen ausgehen, an das Forum. Nachdem ich nun die Technik so einigermaßen im Griff habe tritt das Problem auf, dass meine Insekten sich wie mit einer Lackschicht überzogen darstellen. Das sind m.M. nach nicht die üblichen Reflektionen des Chitins. Die Insekten werden mit Isopropanol gereinigt und vorbehandelt. Bei tot aufgefundenen Insekten ohne Vorbehandlung tritt dieser Effekt nicht auf und ich vermute, dass es irgendwie mit meiner Vorgehensweise und dem Isopropanol zusammenhängt.
Als Beispiel ein Bild eines Ohrenkneifers, bei dem insbesondere im Bereich der Fühleransätze und der Augen der beschriebene Effekt gut zu sehen ist. Wer weiß, woher dieser Hochglanz kommt und was ich machen muss, um diesen "Lackeffekt" abzustellen? Ich bedanke mich und wünsche ein schönes Wochenende.
Kamera: E-M5 MII
Objektiv: Laowa 2,8/25 UM
Blende: 2,8
Belichtungszeit: 1/3 "
Beleuchtung: 2x30W LED Fotolampe
ISO: 100
Dateiformat RAW/JPG: JPG
Beschnitt in % (Breite und Höhe): ---
Abbildungsmaßstab: 6:1 (mit Zwischenringen)
Anzahl der Schritte: 301
Länge der Schritte: 5 µm
Arbeitsabstand:
Stacking-Software: Zerene
Artenname: Ohrenkneifer
Aufnahmedatum: 10.10.2020
Sonstiges: Das Bild ist bis auf Tonwertanpassung, "Würmchen" entfernen und leichtes Nachschärfen nach dem Verkleinen nicht weiter bearbeitet.

RE: Lackierte Insekten?
in Für Einsteiger und Ratlose: Typische Fehler und Stacking-Effekte 10.10.2020 14:28von Kurt •

Hallo Olaf
Herzlich willkommen im Forum.
Dein Einstandsbild gefällt mir, die Reflexe halten sich in Grenzen und unterstützen die Tiefenwirkung.
Zu deiner Feststellung fällt mir nichts ein.
Um die bestehenden Reflexe zu mindern, eignet sich ein Diffusor.
Um den ganzen Ohrwurm ein Papier anbringen, durch welches mit mehr wie zwei Lichtquellen beleuchtet wird.
Das Bild wird dadurch etwas flauer und wirkt flacher.
Mit der Bearbeitung kann man aber den Kontrast lokal etwas erhöhen und dadurch die Tiefenwirkung etwas erhöhen,
dies auch mit lokaler Schärfung und lokaler Anhebung der Details u.s.w …. alles lokal..
Also nicht das ganze Bild bearbeiten, sondern nur der interessante mittlere Bereich,
dabei verstärkt sich dann auch das Rauschen im Hintergrund nicht.
Eine Möglichkeit dieser Art der Bearbeitung, die ich oft mache geht folgendermassen:
-Ich bearbeite das ganze Bild nach Gutdünken.
-Das unbearbeitete und das bearbeitete Bild stacke ich in Zerene.
-Dann bearbeite ich in Zerene das Ergebnis (Edit, Start Retouching)
(das Ergebnis entspricht dann dem bearbeiteten Bild)
-Das Ergebnis wird mit grossem und hartem Pinsel mit dem unbearbeiteten Bild übermalt.
-Nun kopiere ich aus dem bearbeiteten Bild, mit kleinerem und weichem Pinsel die Bereiche die bearbeitet sein sollen.
-Dann Edit, Commit Retouching.
Das geht natürlich auch mit PhotoShop.
Gut!
Weiter so.
Kurt
_____________________________________________
In der Fotografie gilt es auch, das Schöne zu entdecken.
Klassisches auflicht Focus-Stacking
www.focus-stacking.com
www.focus-stacking.ch/Focus_Stacking_PDF.pdf

RE: Lackierte Insekten?
in Für Einsteiger und Ratlose: Typische Fehler und Stacking-Effekte 10.10.2020 14:51von Olaf TK •

Hallo Kurt.
Danke für die schnelle Antwort und das Lob. Ich glaube jedoch nicht, dass es nur am nicht genügend diffusen Licht liegt. Bei anderen Objekten (auch Ohrenkneifer), die nicht behandelt wurden, erhalte ich eine fast absolut reflexfreie Oberfläche. Als Diffusor verwende ich zwei mit ca. 2mm Luft ineinander geschobene satinierte 3mm dicke Acrylglasröhren und bei Bedarf noch ein Blatt Papier davor.
Zur Verdeutlichung hänge ich noch einen 100% Ausschnitt an. Hier sieht man deutlich eine Schicht - so, als ob ich das arme Tier in farblosem Lack gebadet hätte.
... wünsche ein schönes Wochenende.

RE: Lackierte Insekten?
in Für Einsteiger und Ratlose: Typische Fehler und Stacking-Effekte 10.10.2020 15:35von Kurt •

Hallo Olaf
Jetzt sehe ich was du meinst, das habe ich bei anderen Insekten auch schon gesehen.
Weiss aber nicht was es ist, kann aber spekulieren.
Es könnte mit der Häutung zusammenhängen, frisch gehäutet, oder alter Panzer?
Kurt
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Klassisches auflicht Focus-Stacking
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RE: Lackierte Insekten?
in Für Einsteiger und Ratlose: Typische Fehler und Stacking-Effekte 10.10.2020 16:34von Rheinweib • Administratorin | 5.225 Beiträge
Hallo Olaf,
erstmal herzlich Willkommen im Forum. Diesen Klarlackeffekt hab ich auch schon vor der Linse gehabt. Das erste Bild ist schon
ziemlich alt, die Qualität ist nicht besonders gut, aber man kann es auch da gut sehen. Ich hab aber keinen Schimmer, woran
das liegt, es kann ja eigentlich nur eine natürliche Ursache haben, denn mit irgendwas gereinigt hab ich die Spinnen nicht.
Denke mal, das wirst Du so akzeptieren müssen, ein Diffusor hilft da nicht allzuviel.
Oder hier, bei einer Fettspinne (die mach ihrem Namen alle Ehre), die sieht auch aus wie frisch vom Lackierer
LG
Heike
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Mögen täten wir schon wollen, aber dürfen haben wir uns nicht getraut...….
______________________________________________________________________________________________________

RE: Lackierte Insekten?
in Für Einsteiger und Ratlose: Typische Fehler und Stacking-Effekte 10.10.2020 17:20von Olaf TK •

Hallo Heike.
Genau das ist es.... Da kann ich ja vorerst beruhigt sein weil es offensichtlich nicht allein am Isopropanol liegt.. Aber jetzt ist die Neugier erst recht geweckt und ich will wissen, worauf dieser Effekt beruht. Dem Hinweis von Kurt auf einen möglichen Zusammenhang mit Häutungsstadien gehe ich gerade nach und werde eventuelle Ergebnisse mitteilen.
Das Bild der Fettspinne ist Klasse....aber....die hast Du doch bestimmt auch im Klarlack gehabt.
ein schönes Wochenende und
Grüße aus dem Harz
Olaf

RE: Lackierte Insekten?
in Für Einsteiger und Ratlose: Typische Fehler und Stacking-Effekte 10.10.2020 19:06von gogs •

Hallo Olaf,
herzlich willkommen,
diesen komischen öligen oder auch nass wirkenden Eindruck habe ich schon öfter, z.Bsp. Wanzen gesehen.
Denke Heike könnte Recht haben und die Tiere produzieren es selber, vielleicht als schmutzabweisende Oberfläche.
Es liegt m.M. nicht an deiner Vorgehensweise oder Isoprobanol.
mfG Christian

RE: Lackierte Insekten?
in Für Einsteiger und Ratlose: Typische Fehler und Stacking-Effekte 12.10.2020 16:43von Saga •

Kann ich auch bestätigen, das habe ich auch immer mal wieder in unregelmäßigen Abständen. Erklären kann ich es auch nicht. Manchmal hat man keine Chance diesen „Lack“ wegzukriegen. Vielleicht ist es irgend eine abgesonderte Flüssigkeit die vor Fressfeinden schützt oder so...
Du siehst, du bist nicht alleine!

RE: Lackierte Insekten?
in Für Einsteiger und Ratlose: Typische Fehler und Stacking-Effekte 12.10.2020 21:30von Quartalsstacker •

Hallo Olaf,
tolle Bilder zeigst Du zum Einstand!
Zu dem Lackeffekt kann ich die Vermutung beisteuern, dass es an der Wachsschicht auf der Cuticula liegt (Epicuticula). Diese dient Insekten als Verdunstungsschutz, und ist vermutlich je nach Trockenheit des Lebensraums auch unterschiedlich stark ausgeprägt. Außerdem könnte sie durch den Alkohol angelöst werden und sich wie ein Schmierfilm über das ganze Tier verbreiten. Ich habe den Effekt auch schon mehrfach gehabt. Vielleicht würde eine Versuchsreihe mit unterschiedlichen Alkoholkonzentrationen in der Reinigungsflüssigkeit helfen, das Problem zu lösen. Bei dem Decon 90 zur Restauration der Augen habe ich den gegenteiligen Effekt beobachtet. Dann kann die Oberfläche stellenweise wie korrodiert aussehen, das Zeug ist ziemlich aggressiv.
Ich muss da auch noch testen, welche Verdünnungen am besten geeignet sind.
LG Uwe

RE: Lackierte Insekten?
in Für Einsteiger und Ratlose: Typische Fehler und Stacking-Effekte 12.10.2020 22:52von Olaf TK •

Hallo.
Die Idee, verschiedene Konzentrationen des Isopropanols zu testen, habe ich schon umgesetzt. Dabei konnte ich im Ergebnis, auch nach mehrtägiger Einwirkung, keinen Unterschied zwischen 20% bis 100% Iso erkennen. Wobei die Idee, dass irgendein Stoff in Lösung geht und sich bei der Trocknung auf dem Insekt ablagert wohl als Ursache angenommen werden muss. Bei Konzentrationen um die 50% lagern sich bei manchen Insekten, die vorher diese "Lackschicht" hatten, sichtbare Kristalle ab. Diese sind nicht anisotrop und zeigen keinerlei Reaktion unter dem Polarisationsmikroskop. Jetzt muss ich herausfinden, was das für ein Zeug ist. Als nächstes werde ich Versuche mit verschiedenen Lösungsmitteln (diesmal ordentlich dokumentiert) anstellen. Es werden immer mehr Fragen...aber die Neugier ist geweckt.
Danke für alle Denkanstöße.
Grüße aus dem Harz
Olaf

RE: Lackierte Insekten?
in Für Einsteiger und Ratlose: Typische Fehler und Stacking-Effekte 21.10.2020 00:12von Olaf TK •

Hallo.
Hier ein Zwischenergebnis. Beim Testen verschiedener Lösungsmittel hat sich ein Gemisch aus 2 Teilen Aceton, einem Teil Ethanol und 1 Teil dest. Wasser als wirksam erwiesen. Damit konnte nach mehrstündiger Einwirkung (die Zeit scheint unkritisch zu sein - Hauptsache lange genug) ein Großteil der glänzenden Schicht und die meisten abgelagerten Kristalle entfernt werden. Ob das Ganze immer und bei jedem Insekt funktioniert, bleibt abzuwarten. Angenehmer Nebeneffekt ist durch die Entfettung gegeben - der Chitinpanzer erscheint nicht mehr einfach dunkel sondern zeigt schöne Reflektionsfarben. Nun stellt sich mir die Frage, ob dieses ganze Procedere nicht der Idee der Naturfotografie zuwider läuft.....
Grüße aus dem Harz
Olaf

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